Der Ausspruch „Alpha-Tier“
unseres jetzigen Vorsitzenden hat mich erst mal befremdet und ich eruierte
sofort, was das bedeutete. Trotzdem weiß ich noch nicht, ist es sinnvoll,wenn,
man sehr viel anpackt und tut für den Verein oder ist man dumm, weil man sich
so engagiert. Sei es wie es sei! 50jähriger Rückblick auf das Vereinsgeschehen
ist ein großes Erinnern mit Höhen und Tiefen! Mit letzterem ging es gleich los:
Nach der Gründungsversammlung gab es Blitzeis und ich musste zurück nach
Eiselfing, war noch keine Ramerbergerin. Am Wasserburger Stadtberg gab es
Beulen in Vaters Auto (damals hatte man mit Zwanzig noch kein eigenes!) und
natürlich ein großes Donnerwetter. Doch dieser miese Auftakt ins WSV-Geschehen
konnte mich nicht schocken. Was hab ich nicht alles gemacht und durchgezogen:
Volkstanzgruppe, Faschingsgarden mit Prinzenpaaren, Perchtentanz,
Männerballett, Volkstanzkurse, Rock-Roll-Kurs, Kinder- und Jugendtraining,
periodenweise geselliger Leiter, 3 Übungsleiter-Ausbildungen mit vielen
Fortbildungen, Radwander-Wochenenden, Langlauf-Wochenenden, jahrelange
Organisation und Durchführung der Zeitnahme unserer Waldläufe, Frauenwartin,
Seniorenbeauftragte. Schon im Gründungsjahr war beim Besuch der Südtiroler
Volkstanzen angesagt, das zur Gründung einer Volkstanzgruppe führte. Die
Akkordeon-Spieler Maier Franz, Wutschka Lydia und sehr lange Mayer Franz waren
unsere Musik bei vielen Auftritten in und um Zellerreit, bei den
Abschiedsabenden des Goethe-Institutes (meist im Hofbräuhaus), beim „Tag des Frauensports“ in der
Rudi-Sedlmeier-Halle in München und beim Deutschen Katholiken-Tag am
Marienplatz in München. Bei den Abschiedsabenden zeigten wir den
verschiedensten Nationen unsere bayerischen Volkstänze, wobei zu den einfacheren
auch die Gäste mittanzten und im Gegenzug boten auch sie Darbietungen an. Es
war einfach lustig und interessant. Das veranlasste uns nach einem dieser
Abende, er war in Wasserburg, laut singend (nicht grölend!) zu unseren Autos zu
ziehen. Wir bekamen trotzdem Schelte. Da fällt mir wieder der Auftritt dieses
hohen koreanischen Würdenträgers ein,
der einen Gesang anstimmte, der sich wirklich wie das Brüllen eines Stieres
anhörte. Es bedurfte eines strengen Blickes, damit niemand in Gelächter
ausbrach. Viele Übungsstunden brachten auch die Auftritte in der
Rudi-Sedlmeier-Halle und 1984 beim Deutschen Katholikentag mit sich. Letzteres
war natürlich ein herausragendes Event für unsere Gruppe. Gut, dass die
Fernsehkameras gerade über die Menschmassen schwenkten, als einer Tänzerin das
Höschen rutschte! Bei den Auftritten flog auch schon mal beim flotten Drehen
ein Schuh in die Zuschauer! Außer den Volkstanzabenden mit der „Wolpertinger
Tanzlmusi“ in Zellerreit war natürlich der Besuch der belgischen Volkstanzgruppe
„De Kegelaar“ und unser Gegenbesuch in Leuven/Belgien ein highlight. 1976
führten wir dann auf Veranlassung vom Lindauer Bert zum ersten Mal einen Perchtentanz im
Rathaussaal in Wasserburg anlässlich des Adventsingens auf. Der Brunnlechner
Sepp hat die Masken geschnitzt und wir haben sie bei ihm in der Stub`n noch
fertiggestellt und ausgepolstert. Trotzdem gab es bei den Auftritten manch
blutige Nase und andere Hämatome. In die Anfangszeit des WSV fielen auch die
Faschingsgarden, die ja zur damaligen Zeit nicht so hochstilisiert waren wie
heute. Es gab trotzdem viel Arbeit, viel Spaß und viel Applaus. Die
Organisation und Einstudierung lag alles in einer Hand, es gab kein großes
Team, keine Sponsoren. Unsere Ausgaben mussten durch die Auftritte wieder
eingebracht werden. Die „Gage“ schnell zu kassieren, war bei manchen
Veranstalter schon schwierig, da die Anwesenheit der Mädchen den Umsatz erhöhen
sollte. Die Suche nach geeigneten „Gardisten“ war genauso schwierig, wie die
nach Prinzenpaaren In dieser Zeit gab es auch Männerballett und
Männer.Modeschauen. 4 Jahre nach der Vereinsgründung wurde in die
Vorstandschaft eine Frauenwartin berufen, deren Funktion ich ca.40 Jahre inne
hatte. Frauenemanzipation war damals auf dem Land noch in den Kinderschuhen.
Als ich 1974 die Damengymnatik einführte und dafür Teilnehmerinnen warb, wurde
mir von Männern entgegengehalten: In diesen engen Dingern (damals gab es noch
die Turnanzüge) verbiete ich meiner Frau, sich zu zeigen (O-Ton)! Nachdem ich
die F-Lizenz als 2.Übungsleiterausbildung erworben hatte, begann ich u.a. mit
dem Kindertraining. Wir haben nicht nur trainiert, wir unternahmen auch einiges
andere: Bäderbesuche, kleinere und größere Ausflüge. Einmal fuhr ich mit einer
Anzahl Kinder mit dem Rad von Zellerreit nach Oberaudorf und stiegen (und
verstiegen uns auch noch) auf zur Hütte, die von der Stanner Resi vermittelt
wurde. Spät am Abend kamen wir an und nachdemdas Essen zubereitet und alle satt
waren fragten die Kinder: „Und was machen wir jetzt? Die hatten eine
Bären-Kondition! Mit den größeren Kindern fuhr ich zwecks Schneetraining oft
mit dem alten Vereinsbus in die Berge. Wir mussten die LL-Skier noch auf das
Dach packen, wobei einmal auf der Autobahn ein Ski flöten ging und ich ihn nur
noch als Matsch auf der Autobahn fand. Ein Ausflug wird mir immer in Erinnerung
bleiben: Mit den größeren Mädels wurden wir von einem Bekannten auf eine
Hochalm gebracht, auf der wir ganz alleine waren. Bei einem Nachtspaziergang
trat sich die Martina einen rostigen Nagel tief in die Ferse. An Schlaf war in
dieser Nacht meinerseits nicht zu denken. Immer wieder kontrollierte ich, ob
schon Zeichen einer Blutvergiftung zu sehen war. Als uns am nächsten Vormittag
der Bekannte holt, musste erst noch Akkordeon gespielt werden, ehe er uns ins
Tal brachte. Es gab immer wieder heikle Vorkommnisse, z.B. als unsere jüngste
Jugendliche einfach zur Oma ging und mir keinen Ton sagte (ich habe mich halb
tot gesucht) oder ein anderes Mal, als meine letzte Trainingsgruppe bei einer
Hundeattacke in voller Panik in einem Maisfeld verschwand und erst nach langem
Rufen und Suchen heraus kam. Die schönen Momente überwogen natürlich in den
langen Jahren des Kinder- und Jugendtrainings. Wenn die Trainierenden wie
Perlen an der Schnur mit guter Technik die Loipe entlangliefen, sich gut
platzieren konnten oder auf dem Siegerpodest standen. So könnte ich noch viel
erzählen von den Ereignissen in 50 Jahren Vereinsleben. Was es früher so
intensiv werden ließ, waren natürlich die wenigeren Freizeitangebote, aber vor
allem auch, dass alle alles machten oder mitmachten.
Agathe Maier